Zwei junge Stuttgarter Gründer haben in ihrem Unternehmen nFrames eine innovative Software entwickelt, die aus Fotos dreidimensionale Modelle generiert. Die möglichen Anwendungen reichen von der Hilfe im Katastrophenfall bis zur Infrastrukturplanung.

Stuttgart - Als die Erde im Frühjahr 2015 in Kathmandu bebte, fielen der Katastrophe große Teile der nepalesischen Hauptstadt zum Opfer. Luftbilder, die vor den verheerenden Erdbeben aufgenommen wurden, dienen nun als Grundlage für den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude. Die einzelnen Fotos werden dafür so am Computer zusammengefügt, dass ein 3D-Modell des ursprünglichen Kathmandu entsteht. Möglich macht dies eine Software, die in Stuttgart entwickelt wurde.

 

Seit drei Jahren sitzt im Stuttgarter Westen am Hölderlinplatz das Startup nFrames, das die Software namens Sure auf den Markt gebracht hat. Gegründet wurde das Unternehmen von Konrad Wenzel, 29 Jahre alt, und dem vier Jahre älteren Mathias Rothermel. Beide haben an der Universität Stuttgart studiert – Wenzel Geodäsie und Rothermel Kybernetik.

Gemeinsam haben die jungen Männer im Fach Photogrammetrie promoviert – und unter dem Dach der Technologie Transfer Initiative (TTI), einem Gründerprogramm der Stuttgarter Hochschule, in dieser Zeit das Startup aufgebaut. „Wir sind sozusagen ein Spin-off der Uni“, sagt Wenzel. Seit Herbst 2014 ist nFrames jedoch ein eigenständiges Unternehmen, das aktuell zehn Mitarbeiter beschäftigt.

Die Daten, mit denen das Programm gespeist wird, basieren auf Fotografien, meist sind es Luftaufnahmen. „Wird ein Objekt aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen, können durch dichte Bildzuordnungsverfahren 3D-Oberflächen räumlich rekonstruiert werden“, erklärt Wenzel das zugrundeliegende Prinzip der Software.

nFrames hat auch viele Kunden im öffentlichen Bereich

Die Anwendungsbereiche sind vielfältig. Zum Einsatz komme die Software nach Angaben der jungen Gründer vor allem im Bereich der Kartografie, wenn – wie im Falle Kathmandus – 3D-Oberflächen von Städten oder ganzen Landstrichen aus Luftbildern generiert werden sollen. So würden die Softwarelizenzen etwa von Bundesländern und deren Landesvermessungsämter gekauft, berichtet Wenzel. Die Kunden könnten durch den Vergleich von mehreren 3D-Stadtmodellen, die mit zeitlichen Abständen generiert wurden, beispielsweise deutlich machen, an welchen Stellen gebaut wurde oder auch wie groß der Baumbestand in einer Stadt ist.

Auch wenn es darum geht, Kataster von Ländern, die noch nie vermessen wurden, zu erstellen, kommt die Software zum Einsatz – etwa bei einem Projekt, das das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit in der Türkei durchführt. Hierfür werden Luftbilder von insgesamt 850 türkischen Städten aufgenommen und vom nFrames-Programm zu 3D-Modellen verarbeitet. „Diese Daten sind für die Infrastrukturplanung wichtig, sagt Wenzel.

In Kanada wiederum, erzählt der 29-Jährige, werde die Software aus Stuttgart in der Forstwirtschaft dazu genutzt, das Wachstum von Bäumen zu dokumentieren. Darüber hinaus findet das Programm nach Angaben des jungen Geschäftsführers auch Anwendung bei der Dokumentation in der Denkmalpflege, der Qualitätssicherung in der industriellen Fertigung, bei kameragestützten Fahrerassistenzsysteme oder bei Modellierungsprozessen in der Film- und Videospielindustrie. Auch Karten, die für Kletter- oder Skitouren in Gebirgen dienen, könnten mithilfe der Computersoftware erstellt werden.

Das Besondere an der von nFrames angebotenen Software ist laut Wenzel, dass sie schnell große Mengen an Daten verarbeiten kann. Interessant sei es darüber hinaus auch für den Otto Normalverbraucher, sagt der Gründer, denn: „Die Software ist einfach bedienbar und kann alle Arten vom Bildern vom Smartphone bis zum Satelliten verarbeiten.“