IdeenwerkBW-Schwerpunkt Herausforderung Innovation (6 und Schluss): Freiraum für Mitarbeiter ist beim mittelständischen Verpackungsspezialisten Harro Höfliger der Schlüssel für Innovationen.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Allmersbach - Ein Suppenbeutel bleibt ein Suppenbeutel. Dass ein Nahrungsmittelhersteller möglicherweise mal eine Suppe nach einem andere Rezept einfüllt, ändert an dieser Tatsache nichts. Und deswegen ist ein Suppenbeutel für Markus Höfliger uninteressant. Maschinen, die Verpackungen für Suppenbeutel herstellen, sind nicht das Metier des geschäftsführenden Gesellschafters der Harro Höfliger GmbH in Allmersbach im Tal. „Das sind Prozesse, die in die Jahre gekommen sind und viele beherrschen“, sagt Höfliger.

 

Harro Höfliger will tun, was wenige können

Der Verpackungsmaschinenhersteller aus dem Ort bei Backnang dagegen will tun, was wenige können. „Wir brauchen gute Preise“, sagt der Sohn des Firmengründers Harro Höfliger, „weil wir an einem teuren Standort produzieren. Und um gute Preise zu bekommen, brauchen wir ein gutes Produkt.“ Und immer wieder etwas Neues, um Wettbewerbern möglichst mehr als eine Nasenlänge voraus zu sein. „Im Eingangsbereich haben wir kleine Springbrunnen und eine Cafeteria, dort könne Leute sich treffen“, meint Höfliger. Ihren Köpfen sollen bei solchen Zusammenkünften neue Ideen entspringen.

Das 1975 gegründete Unternehmen bezeichnet sich zwar immer noch als Verpackungsmaschinenhersteller, ist dies aber längst nicht mehr ausschließlich. Harro Höfliger entwickelt und baut Produktionsmaschinen für vielerlei pharmazeutische und medizinische Produkte, so etwa Maschinen, die Inhalatoren zusammenfügen oder Spritzen montieren. Und zudem werden Maschinen hergestellt, die die Produkte verpacken.

Innovation braucht Interdisziplinarität

Ein Schlüssel zur Innovation ist Interdisziplinarität: Unter den 1300 Mitarbeitern – davon etwa 300 in der Entwicklung – nicht nur Maschinenbauingenieure, sondern auch Pharmazeuten Apotheker oder Pharmaingenieure. „Wir müssen die Prozesse unserer Kunden verstehen“, meint Höfliger. Wichtige Produkte sind Inhalatoren oder Wirkstoffpflaster. „Wenn der Kunde die Idee für einneues Produkt hat, heißt das noch lange nicht, dass diese auch industriell hergestellt werden kann,“, sagt Höfliger.

In Allmersbach aber verstehen die Beschäftigten sowohl etwas vom Pharmabereich als auch vom Maschinenbau: „Diese Kombination ist entscheidend für unseren Erfolg“, sagt Höfliger, „das bringt Innovationen hervor“. Und noch etwas anderes hält er für wichtig: Die ständige Neugier auf Neues – wer jahrelang nach der Devise arbeiten möchte, „das haben wir immer schon so gemacht,“ wäre fehl am Platz. „Eine solche Einstellung ist ein Killer für jede Innovation“, sagt Höfliger.

Fehler machen – aber auch zügig eingestehen

Betreten sie Neuland, dürfen die Mitarbeiter auch schon mal einen Fehler machen. Nach Meinung von Höfliger muss man dann aber auch bereit sein, eine Entwicklung abzuschreiben, wenn sich abzeichnet, dass diese kein Geld bringt. Deswegen wird nicht ewig an allem getüftelt, das einem Ingenieur Spaß machen könnte: „Wir sind ein vom Markt gesteuertes Unternehmen, wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Auftraggeber unsere Kunden sind.“

Um deren Wünsche erfüllen zu könne, propagiert Höfliger eine offene Unternehmenskultur, es gibt Spezialisten wie die Pharmazeuten, aber es werden auch, je nach Projekt, immer wieder neue Teams gebildet.“ Seit einiger Zeit gibt es eine eigene Abteilung für die Kreation von Neuheiten namens „Engineering und Innovation“.

Von der Idee zum Produkt

Die jüngste Entwicklung bei Harro Höfliger ist eine Maschine, in der winzige Mengen von arzneimittelhaltigem Pulver in kleine Alunäpfe gefüllt werden. Um zu kontrollieren, ob die richtige Menge in den Näpfen steckt, werden diese ständig geröntgt und könne auf einem Bildschirm angesehen werden. Höfliger ist nach den Worten von Achim Wolf, Leiter Engineering und Innovation, weltweit das einzige Unternehmen, das so etwas kann.

Bisher stützt sich die Kontrolle auf Stichproben. Dazu wird ein versiegelter Blisterstreifen geöffnet und das Pulver gewogen. Die Stichprobe muss dann allerdings weggeworfen werden. Die Neuentwicklung spart dem Pharmahersteller Zeit, Material und Kosten.