Von der Fellbacher Firma Lufft kommen widerstandsfähige Sensoren, die unter anderem weltweit in vielen Skigebieten Winde messen, vor Glätte warnen und auch bei der Steuerung von Windrädern und Solaranlagen helfen.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Fellbach - Wenn die Neuseeländer Ski fahren, werden sie wohl kaum daran denken, dass der Sensor, der ihnen die Windrichtung und die Windstärke im bis zu 1900 Meter hohen Cardrona Alpine Resort misst, aus Fellbach am anderen Ende der Welt stammt – ein Schwaben-Sensor für Neuseeland. Der Ultraschall-Windsensor Ventus ist zwar ein innovatives Produkt, kommt aber aus einem bereits 1881 gegründeten Traditionsunternehmen – der seit Kurzem zum US-Konzern Danaher gehörenden Lufft GmbH. Solche Sensoren sind nicht nur für Skigebiete interessant: Passagierflugzeuge müssen über Winde Bescheid wissen, aber auch Hubschrauber, die auf einer Ölplattform landen.

 

„Unsere Kunden in der Meteorologie erhöhen mit den durch unsere Sensoren zur Verfügung gestellten Daten die Genauigkeit der Wettervorhersage. Dabei spielen neben der Temperatur, der Feuchte und der Windgeschwindigkeit auch die Wolkenhöhe und die Anzahl der Wolkenschichten eine große Rolle,“ sagt Geschäftsführer Martin Nicklas. Zusammen mit der Ott GmbH in Kempten, über die Lufft an Danaher angebunden ist, will das Unternehmen so auch einen Beitrag für den Umweltschutz leisten: Lufft misst, was in der Luft vor sich geht, Ott ist auf die Erfassung der Daten von Wasserkreisläufen spezialisiert.

Schon lange hat Lufft mit dem Wetter zu tun

Das vom zunächst angestellten Stuttgarter Optikermeister Gotthilf Lufft gegründete Unternehmen hatte schon in seinen frühen Jahren mit dem Wetter zu tun. Ende des 19. Jahrhunderts nämlich verkauften die Optiker auch Barometer und Wetterstationen. Lufft aber befand, diese seien zu schlecht, und entwickelte selbst welche – in einer eigenen Firma. Mit etwas mehr als 100 Mitarbeitern setzt diese inzwischen etwa 25 Millionen Euro um, die Exportquote liegt bei 40 Prozent. Das größte Projekt der letzten Jahre, für das die Fellbacher auch mit dem Rudolf-Eberle-Preis, dem Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg, ausgezeichnet wurden, heißt Marvis und soll das Autofahren sicherer machen. Marvis ist ein mobiler Straßensensor, der etwa die Wasserhöhe auf Autobahnen messen und vor Aquaplaning warnen kann. Und er erkennt auch, wo Straßen glatt sind. Stationäre Sensoren, die dies können, gibt es schon länger, für die ehemaligen geschäftsführenden Gesellschafter Klaus Hirzel und Axel Schmitz-Hübsch, die auch nach dem Verkauf noch im Unternehmen tätig sind, war die Entwicklung des mobilen Straßensensors einfach eine logische Weiterentwicklung des stationären Glättemessers.

Sensoren steuern die Salzdosis für den Winterdienst

Zunächst ist an einen Einsatz bei Winterdiensten gedacht: „Der Fahrer eines Winterdienstfahrzeugs muss nicht mehr nachts um drei aussteigen und mit den Füßen abtasten, ob die Straße glatt ist“, erklärt Nicklas, „der Sensor sagt es ihm.“ Dann kann beispielsweise eine Leitzentrale, mit der das Fahrzeug per Datenfunk verbunden ist, entscheiden, ob und wie viele Mitarbeiter zum Salzstreuen ausrücken müssen.

Und der Sensor kann auch helfen, das Salz besser zu dosieren – in schattigen Waldstücken oder auf zugigen Brücken kommt dann etwas mehr auf die Straße. Traditionell nämlich heißt es beim Winterdienst eher, viel hilft viel – auch weil sich etwa nach einem Unfall niemand vorwerfen lassen möchte, er habe zu wenig gestreut. In Hamburg sind schon einige Fahrzeuge mit Sensoren für den Winterdienst unterwegs, „für die Fahrzeugflotten von Paket- und Briefexpressdiensten wie DHL oder UPS könnte er auch interessant sein“, sagt Nicklas, außerdem sei man auch „im Gespräch mit allen großen Autoherstellern“ – auch weil autonom fahrende Autos natürlich ebenfalls vor Glätte gewarnt werden müssen.

Und dass Winde mit dem Ventus gemessen werden können, ist nach Meinung des Geschäftsführers nicht nur für Skigebiete interessant: „Auch Windkraftanlagen benötigen verlässliche Messwerte über die aktuell vorherrschende Windrichtung und die Windgeschwindigkeit, um die Anlagen perfekt in den Wind zu stellen.“

Die Sensoren aus Fellbach indes trotzen nicht nur Eis und Kälte. Sie können mit ihren Messungen auch einem Betreiber von Solaranlagen einen Hinweis darauf geben, wann er wahrscheinlich wie viel Strom ins Netz liefern kann – interessant natürlich eher für Solarfarmen als für Häuslebauer mit einer kleinen Zelle auf dem Dach.