IdeenwerkBW-Schwerpunkt Zukunft des Handels (3 und Schluss): Loadbee aus Leinfelden-Echterdingen spielt Händlern auf allen Kanälen aktuelle Produktinfos zu.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Leinfelden-Echterdingen - Wer online einkauft, kennt das Problem: Die entscheidenden Fragen zum Produkt bleiben in der kargen Beschreibung auf der Internetseite offen. Wie breit sind denn genau die Füße der Hantelbank? Das war die Frage, die sich Christian Junker, der Gründer von Loadbee, vor einigen Jahren stellte. Denn ob das im Internet von ihm ins Auge gefasste Gerät an den geplanten Standort in seinem Arbeitszimmer passen würde, blieb wegen fehlender Maßangaben unklar. Am Ende brach er seinen Einkauf am Computer ab und fuhr frustriert mit einem Maßband bewaffnet kilometerweit zum Händler, lud das Gerät ein – und stellte sich in den Stau.

 

Vom Startup zum Plattform-Provider für Produktdaten

Loadbee, ein Anfang 2013 gegründetes Startup aus Leinfelden-Echterdingen, bietet nun den Herstellern von Produkten an, ihre Original-Produktbeschreibungen so mit jeder beliebigen Händlerseite im Netz zu verknüpfen, dass keine Frage offen bleibt. „Wir fügen alle Produktinformationen der Markenhersteller, Bilder, Texte, Videos, Fotos, Zeichnungen und mehr zusammen“, sagt der Marketing-Manager Marc Mombauer. „Wir gestalten es dann so, dass diese Informationen über alle Kommunikationskanäle verfügbar sind.“

Dahinter stecke auf dem konventionellen Weg sehr viel Arbeit – für die selbst große Händler und Hersteller oft nicht die Ressourcen aufbringen wollten oder könnten. „Wenn ein Händler heute die Produkte mit der Bestellnummer ordert, sind die ausführlichen Produktinformationen damit nicht verknüpft“, sagt Mombauer. Loadbee hat die Auswertung, Speicherung und Abrufbarkeit von Daten in der Cloud perfektioniert. Der Kunde kann sich das entsprechende Design aussuchen – und Loadbee sorgt dann dafür, dass die Information überall nahtlos abrufbar ist.

Das System lässt sich auf jeder Händlerseite einbetten

Das System lässt sich zum Beispiel mithilfe eines Buttons auf jeder Händlerseite einbetten. Vorteile hat das System sowohl für Händler als auch für die Hersteller. Der Händler bekommt eine Produktpräsentation, die er so nie selbst erstellen könnte. „Er präsentiert normalerweise in seinem Onlines-Shop nur wenige Stammdaten zum jeweiligen Produkt“, sagt Mombauer. Der Hersteller kann hingegen sicherstellen, dass seine Produktinformationen in vollem Umfang und über alle Kanäle hinweg einheitlich und auf dem aktuellen Stand sind. Gleichzeitig kann er mit Loadbee produktbezogene Daten erheben, die sonst für ihn nicht zugänglich sind.

„Am meisten wachsen wir aber zurzeit im Bereich des stationären Handels“, sagt der Loadbee-Sprecher. Denn das Prinzip funktioniert genauso im Laden. Ob nun über das Einscannen des üblichen Streifencodes, integrierte RFID-Chips oder durch Identifikation per Foto – auch im Geschäft lassen sich alle Angaben über das Produkt auf jedem Smartphone abrufen, besser und präziser, als es jeder Verkäufer erklären könnte. Schnelle Information, bisher ein Trumpf des Online-Einkaufs, wird auf einmal auch im Laden möglich.

Loadbee beseitigt die Benachteiligung stationärer Einzelhändler

Doch der Clou des Systems ist nicht die Produktinformation allein, sondern die direkte Verknüpfung mit der Bestellmöglichkeit. Loadbee kann so auch ein Problem lösen, das für stationäre Läden ein Wettbewerbsnachteil ist. Heutzutage gehen zwar viele Kunden noch in den Laden, um ihr Möbelstück, ihren Kühlschrank oder Schuhe und Kleidung direkt in Augenschein zu nehmen; doch nachdem sie diese kostenlose Dienstleistung in Anspruch genommen haben, drehen sie sich auf dem Absatz um – und bestellen online ganz woanders. Doch in einem großen Einkaufszentrum eines deutschen Elektronikherstellers in Moskau demonstriert Loadbee in einem Testlauf zurzeit eine völlig neuartige Verknüpfung von Online- und Ladenwelt.

Wenn sich der Kunde über sein Smartphone einloggt, kann er das vor ihm stehende Geräte online per Knopfdruck genauso bestellen wie von zu Hause aus. Der Unterschied: Der Verkauf wird dem Laden zugeordnet, in dem der Kunde die Bestellung tätigt. Das von ihm georderte Gerät muss auch nicht mehr nebenan im Lager des Händlers stehen, sondern kann wie bei Online-Bestellungen kostengünstig über ein großes Zentrallager geliefert werden.

Der potenzielle Markt für die Loadbee- Software ist enorm – was auch große Online-Anbieter wie Amazon auf den Plan rufen dürfte. Auch sie haben auf ihren Plattformen Bedarf an einheitlichen, präzisen und jederzeit aktuellen Produktinformationen. Man habe einen klaren technologischen Vorsprung, heißt es bei Loadbee. Man hat etwa mit Herstellern von Haushalts- und Elektrogeräten schon größere Partner an Bord. Mit den bisherigen Produktinformationen hat das auf 25 Köpfe angewachsene Unternehmen den Riesenmarkt aber erst angekratzt.