Der Zugang zu Kapital ist ein zentraler Faktor für junge, innovative Unternehmen. IdeenwerkBW hat dazu ein Round-Table-Gespräch mit Experten veranstaltet. In drei Folgen protokollieren wir die Diskussion. Teil 2: Startup-Kooperationen

Stuttgart - Philipp Rose umreißt seine Aufgabe ganz klar: „Wir haben den Auftrag zu schauen, wo Innovationen stattfinden, die für Bosch relevant sind, die disruptiv sein könnten und die Bosch helfen oder auch gefährden könnten“, sagt der Leiter von Robert Bosch Venture Capital. Er schaut sich dafür in Regionen wie den USA, Israel und Europa um. 8000 interessante Startups hat Rose in den vergangenen Jahren gefunden.

 

„Gerade einmal 60 davon kommen aus dem Großraum Stuttgart“, erzählt er. Das Unternehmensinteresse steht dabei im Mittelpunkt. Er sieht es nicht als seine primäre Aufgabe an, die Startup-Szene hierzulande zu fördern: „Wir können uns nicht auf Baden-Württemberg fokussieren und dann wichtige Innovationsansätze in Israel übersehen, die für Bosch aber interessant wären.“

Startup-Kooperationen müssen zum Kerngeschäft passen

Auch der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf suche auf diesem Wege interessante Technologien, die zum Kerngeschäft passen könnten, sagt Christof Siebert, Leiter des Trumpf-Technologiemanagements. Im Herbst vergangenen Jahres wurde die Trumpf Venture GmbH gegründet; für die nächsten fünf Jahre stehen ihr ein Investitionsportfolio von 40 Millionen Euro zur Verfügung.

Wenn es um Venture Capital geht, sind Bosch und Trumpf beileibe keine Ausnahmen. Viele Konzerne engagieren sich in dem Bereich. Doch es ist ein Thema für große Unternehmen, betont Christoph Winkler, Rechtsanwalt in der Kanzlei Menold Bezler. Im Mittelstand sei diese Idee aber noch nicht angekommen. Dabei habe Baden-Württemberg tolle Unternehmen und viele Hidden Champions, fügt Investor Alec Rauschenbusch hinzu.

Auch Sascha Karimpour ist von der Idee begeistert. „Das ist ein super-positiver Trend“, lobt der Startup-Experte von Plug & Play Germany. Baden-Württemberg sei zwar noch nicht so weit wie das Silicon Valley oder wie Berlin, aber es entwickele sich. Doch, warnt Siebert, vor lauter Technikbegeisterung dürfe man die Auswahlkriterien nicht aus den Augen verlieren. Ansonsten, so befürchtet er, könne es für einen Konzern teuer werden.

Das Korsett von Daimler ist weiter. Der Autokonzern stemmt gemeinsam mit Plug & Play und Partnern wie Porsche, ZF und BASF die Startup-Autobahn. Bei Veranstaltungen stellen sich Gründer vor, um gemeinsam mit Partnern Projekte zu realisieren. Es ist allerdings klar, dass bei solchen Startup-Kooperationen und Kapitalbeteiligungen die etablierten Firmen den Takt angeben – deren Interessen nicht unbedingt mit den Visionen der Gründer selbst identisch sind.

Die Teilnehmer

Nicole Hoffmeister-Kraut (Landesministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau), Sascha Karimpour (Startup-Experte von Plug & Play Germany/Startup Autobahn), René Marius Köhler (Investor, Koehler Group), Alec Rauschenbusch (Investor, Grazia Equity), Philipp Rose (Leiter von Robert Bosch Venture Capital), Christof Siebert (Leiter Technologiemanagement Trumpf), Adrian Thoma, (Gründer der Innovationsplattform Pioniergeist), Michael Völter (Vorstandsvorsitzender Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse), Christoph Winkler (Managing Partner, Menold Bezler Rechtsanwälte), Michael Ziegler (Gründer, Grillido).